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21.03.2013

Zypern und der Euro

Ich bin kürzlich auf ein Video aufmerksam geworden, in dem ein junger Mensch, den ich sehr respektiere, ein paar Worte zu Zypern verloren hat, und zu dem Schluss kommt, dass es doch in Ordnung ist, wenn man eine Zwangsabgabe auf die zyprionischen Bank-konten beschließt - insbesondere auch auf Beträge unterhalb der in der EU garantierten 100.000 Euro. Mich hat das dermaßen schockiert, dass ich mich etwas in den Kommentaren ausgetobt habe. Es kam u.a. folgende Rückfrage von Mirko (MrWissen2go):
"Was wäre für dich im Fall Zypern denn die Alternative?"
Ich möchte diese Frage in einer kurzen, und in einer langen Form beantworten:


Kurz: Ein Staatsbankrott ist schlimm, aber kein Weltuntergang

Eine(!) mögliche Alternative wäre, den Staat einfach Bankrott gehen zu lassen. Dieses Verfahren hat sich in der Geschichte bereits mehrfach bewährt, und die Folgen sind bekannt. Es gäbe vermutlich kurzfristig Verwerfungen, da alte Machtstrukturen aufgelöst werden, und sich erst neue bilden müssen. Bisher aber hat ein Bankrott immer mittel und langfristig eine Gesundung des Systems herbeigeführt.


Lang: Gibt es überhaupt eine schlechtere Lösung als die "Rettung"?

Bevor man sich über eine Alternative Gedanken macht, möchte ich erst einmal zwei Grundlagen klären:
A) Inwiefern verstehen wir überhaupt noch was hier vorgeht, und welche Auswirkungen sollte dies auf unser Handeln haben?
Ich habe mich nun unabhängig von der Lehre eigenständig mit dem System befasst, und komme zu dem Schluss, dass ich, wenn ich optimistisch denke, vielleicht 1% des Systems verstanden habe. In anderen Worten ausgedrückt bedeutet dies: Ich habe keine Ahnung! Ich bin aber auch zu dem Schluss gekommen, dass die Entscheidungsträger in der Politik, und ein Großteil der Menschen in der Finanzbranche noch weniger verstanden haben, und noch nicht einmal wissen, dass sie es nicht verstanden haben. Diese Behauptung kann man sehr einfach nachvollziehen, da die Fehler bei der Immobilienkrise teilweise sehr einfach nachzuvollziehen sind, und man sich ernsthaft fragen muss, was die Entscheidungsträger der deutschen Banken denn überhaupt getan haben - ihren Job sicherlich nicht.
Wenn man aber nach trockenen Überlegungen zu dem Schluss kommt, dass weder die demokratisch gewählten Entscheidungsträger, noch die Wähler nicht im Ansatz die Vorgänge verstehen, dann muss man einfach zwei Punkte beachten: Erstens stellt diese Erkenntnis die Grundlage der Demokratie als solches prinzipiell in Frage, und zweitens kann man mit einem solchen Wissensstand jede Form der Planwirtschaft nicht durchführen (Der Euro ist zentrale Planwirtschaft!)!

B) Gibt es überhaupt eine schlechtere Alternative zur sog. "Rettung"?
Der Staat ist pleite - ob man ihn nun rettet oder nicht. Wenn man den Staat mit weiteren günstigen Krediten weiter künstlich, und somit planwirtschaftlich, am Leben erhält, dann ist dies eine klassische Insolvenzverschleppung. Eine Insolvenzverschleppung ergibt in nur einem Fall Sinn: Wenn man mit dem Gewinn an Zeit die Chance hat, das gescheiterte System zu retten, und eine Verbesserung der aktuellen Situation erreicht. Wenn man das nicht schafft, dann ist die Insolvenzverschleppung die schlechteste aller möglichen Handlungsmöglichkeiten, denn das ist in etwa das gleiche wie folgendes Verfahren: Ein Alkoholiker bekommt Zitteranfälle, wenn er keinen Alkohol mehr bekommt. Der Alkoholiker zittert, und ist nicht mehr arbeitsfähig. Gibt man ihm Alkohol, dann ist er zwar kurzfristig arbeitsfähig, aber die Situation verschärft sich weiter. Wenn ich ihm aber keinen Alkohol mehr gebe, dann ist er kurz und/oder mittelfristig ebenfalls nicht arbeitsfähig, aber langfristig wird eine Besserung die Folge sein.
Ich zweifel aber prinzipiell daran, dass die "Rettungspolitik" (bzw. Zeitgewinnungspolitik, oder Insolvenzverschleppungspolitik) in irgendeiner Form das Problem gelöst, oder die Situation verbessert hat. Das Euro-Problem besteht nun schon seit mehreren Jahren, und die Rettungspolitik wird mit immer größeren Summen (Alkohol!) durchgeführt. Während der letzten Jahre aber hat sich die Situation in den kritischen Ländern immer weiter verschärft, und von einer Verbesserung der Lage kann nicht die Rede sein, sondern das Gegenteil ist der Fall: Die Vorhersagen der "Euro-Kritiker" vor der Euro Einführung, sowohl die Vorhersagen zu Beginn der Euro-Krise sind allsamt eingetreten, während von den Stabilitätsvorhersagen der Rettungswahnsinnigen sich in keinster Weise bewahrheitet haben. Ich denke, ich lehne mich nicht all zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass die "Rettung" durch den Zeitgewinn der Invsolvenzverschleppung offensichtlich nicht stattgefunden und nicht funktioniert hat. Die Zahlen und Fakten sprechen für sich.


Insolvenz als Beginn einer Heilung des Systems

Betrachtet man nun A und B in Kombination, dann komme ich zu dem Schluss, dass es besser ist, wenn man irgendetwas tut, das keine Insolvenzverschleppung ist, und dass man möglichst einfache und bekannte Methoden und Werkzeuge verwendet, die man kennt und versteht. Dies gilt z.B. für den klassischen Staatsbankrott, der in der Geschichte Wahrlich keine Seltenheit darstellt. Es ist sicherlich richtig, dass es bei einem Staatsbankrott in Zypern vermutlich kurzfristig zu größeren Verwerfungen kommt, aber dafür bekommt man die Möglichkeit die festgefahrenen und gescheiterten Machstrukturen aufzulösen, und neue zu schaffen - basierend auf einer gesunden Grundlage, wie z.B. einer eigenen nationaler Währung, über die der Staat dann aber die volle Macht hat. Aber man sollte sich bewusst sein, dass ein Staatsbankrott NICHT bedeutet, dass alle Gelder dann zu 100% weg sind! Dass in einem solchen Fall der "kleine Sparer" natürlich auch bluten muss, steht ausser Frage. Aber es ist doch ein wesentlicher Unterschied, ob dies planwirtschaftlich ohne Aussichten auf Verbesserung beschlossen wird, oder ob dies z.B. über Inflation oder Steuern in allen(!) Bereichen umgesetzt wird (Steuer auf Aktiengewinne, Steuer auf Vermögen, Steuer auf Immobilien etc). Denn damit hat man eine natürliche Entwicklung, die zu einer Gesundung des Systems führen wird, da die Problemstrukturen zwangsweise aufgelöst werden, und nicht künstlich am Leben erhalten werden.


Einige gute Links zu dem Geld- und Finanzsystem findet man wie gewohnt auf meiner Linkseite
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