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04.04.2021

Übersterblichkeit durch Corona?

In den Medien wird von einer katastrophalen Übersterblichkeit gesprochen [Quelle] [Quelle] [Spiegel] [Tagesschau]
Wenn man nun aber die tatsächlichen Todeszahlen über das gesamte Jahr betrachtet, so ergibt sich weder für Deutschland, noch für Schweden eine Abweichung von der allgemeinen Entwicklung.

Eine nüchterne Betrachtung der Übersterblichkeit in Deutschland hat Prof. Bernhard Gill der Ludwig-Maximilian-Universität in München erstellt: [Quelle]

Wie kann das sein? Verbreiten die Medien Fake News?
Jain. Die Zahlen sind an sich korrekt, aber die Interpretation derer ist entweder eine katastrophale Inkompetenz, Ignoranz, oder Vorsatz.

Monatliche Ausreißer

Es gibt in einzelnen Monaten eine teilweise erhebliche Übersterblichkeit. Dafür gibt es in den Vornmonaten oder Nachmonaten eine Untersterblichkeit. Dies ist jedes Jahr so und findet zu unterschiedlichen Zeiten statt. Im Durchschnitt über die Jahre gleicht sich das aus, so dass ein Vergleich mit dem Durchschnitt wie eine Katastrophe aussieht, die sie aber nicht ist. Wenn ein Mensch an sein Lebensende gekommen ist, und es weht ein etwas stärkerer Wind, dann fallen diese Menschen eben gehäuft in der einen Woche um, welche sonst gleichverteilt über die nächsten Wochen ihrem Lebensende begegnen. Deswegen sterben aber nicht insgesamt mehr Menschen.

Demographie

Der zweite Aspekt, der bei den katastrophalen Todeszahlen und bei der Übersterblichkeit übersehen (Ignoranz) oder bewusst verheimlicht (Vorsatz) wird, ist die Veränderung der Demographie. So steigt in Schweden die Anzahl der Bevölkerung jedes Jahr deutlich an [Quelle]. Der Bericht von den höchsten Todeszahlen seit 150 Jahren mag korrekt sein, spielt für die Fragestellung aber keine Rolle, wenn vor 150 Jahren nur ein Bruchteil der Menschen in Schweden gelebt haben wie heute. D.h. obwohl weniger Menschen pro 100.000 Einwohner sterben, so sterben doch absolut betrachtet mehr Menschen.
In Deutschland ist der Fall ein anderer. Das Durchschnittsalter der Menschen in Deutschland steigt. Dadurch sterben jedes Jaher mehr Menschen pro 100.000 Einwohner. So hat Deutschland tatsächlich im Jahr 2020 die höchsten Anzahl an Toten seit Beginn der Messungen, jedoch ist dies die Erwartung - unabhängig von Corona.
eine signifikant messbare Übersterblichkeit über das übliche Maß der Schwankung hinaus gab es weder in Deutschland (mit Lockdown) noch in Schweden (ohne Lockdown). 

Todesfälle in Deutschland

Auch aus den absoluten Zahlen kann man einen klaren Trend herauslesen: [Absolute Todesfälle Deutschland pro Jahr]. Von 2014 auf 2015 sind die Todesfälle um 7% gestiegen, ohne dass durch die Medien eine gesundheitliche Katastrophe propagiert worden ist. Aber eine Steigerung von 2019 auf 2020 um 5% wird als Corona-bedingte Katastrophe verkauft [Quelle]. Dass eine heftige Grippewelle im Jahr 2018 für eine relative Untersterblichkeit in 2019 führt, wird nicht berücksichtigt (Analog: 2015 -> 2016). Ein Vergleich mit dem Mittelwert über die letzten 5 oder 10 Jahre ist Unfug, da die Todeszahlen seit dem um 10% gestiegen sind - ganz ohne Corona.
Ebenso wird ignoriert, dass 2020 ein Schaltjahr war, und allein dadurch 3000 zusätzliche Tote zu beklagen sind [Quelle]. Die erwartete Todeszahl in Deutschland unter Berücksichtigung von Schaltjahr und Demographie bei 972k Toten. Tatsächlich sind 982k Menschen gestorben. Das entspricht einer Übersterblichkeit von 1%, und liegt damit absolut im Rahmen der natürlichen Schwankung von -2% bis +2% gegenüber der Erwartung. Dabei gab es neben den Corona Toten auch einen starken Anstieg der Todesfälle durch die Hitzewelle im August.

Todesfälle in Schweden

In Schweden gab es keinen Lockdown und keine Masken - weder im Restaurant noch in den öffentlichen Verkehrsmitteln. Zwar sind in Schweden 2020 wie in Deutschland so viele Menschen gestorben wie noch nie, jedoch leben dort auch so viele Menschen wie noch nie. Zum Vergleich: 2013 starben in Schweden 90.402 Menschen bei 9,65 Millionen Einwohner, und im Jahr 2020 starben in Schweden 97880 bei  10,51 Millionen Menschen (244 Tote für Schaltjahr abgezogen). 2013 sind also 9,37 Menschen pro 100.000 Einwohner gestorben, und 2020 9,31. Es sind also 2020 in Schweden trotz "katastrophaler" Corona Strategie pro Einwohner weniger Menschen gestorben, also noch vor 7 Jahren. Dass 2013 eine Katastrophe in Schweden passiert ist wär mir neu.
Insgesamt sind aber trotzdem etwas mehr Menschen gestorben, als man erwarten würde. Hier ist der Verlauf der Toten pro 100.000 Einwoher der letzten Jahre:
  • 2010: 9,61
  • 2011: 9,49 (-1,2%)
  • 2012: 9,62 (+1,3%)
  • 2013: 9,37 (-2,6%)
  • 2014: 9,13 (-2,6%)
  • 2015: 9,23 (+1,1%)
  • 2016: 9,10 (-1,4%)
  • 2017: 9,09 (+-0%)
  • 2018: 9,01 (-0,1%)
  • 2019: 8,60 (-4,6%)
  • 2020: 9,31 (+8,3%)
Allerdings fällt auf, dass das Jahr 2019 überraschend gut verlief. Auf ein gutes Jahr folgt häufig ein schlechtes Jahr, da sich viele alte Menschen am Ende ihres Lebens im Jahr 2019 über das Jahr gerettet hat weil die üblichen Todesursachen (Wetter, Grippe, Infektionen, uvm.) geringer ausgefallen sind. 2020 gab es also besonders viele alte Menschen im kritischen Zustand.
Nimmt man den Durchschnitt der letzten beiden Jahre, so liegt dieser bei 8,96, und somit unterhalb aller Jahre von 2015 bis 2018. Die +8,3% Toten im Jahr 2020 gegenüber dem jahr 2019 erscheinen viel. Allerdings sind 2020 einfach nur so viele Menschen mehr gestorben wie 2019 weniger gestorben sind. Die beiden Jahre 2019 und 2020 zusammen haben Durchschnittlich weniger Tote als alle 8 Jahre zuvor! (Und auch als alle 100 Jahre zuvor)
Der Durchschnitt der letzten 11 Jahre liegt bei 9,23. Mit 9,31 liegt Schweden im Jahr 2020 gerade mal 0,9% über dem Durchschnitt der letzten 11 Jahre!

Man braucht hier schon sehr viel Fantasie um eine Katastrophe zu sehen.



Signifikante Übersterblichkeit auf der Welt

Sehr wohl gab es aber eine signifikante Übersterblichkeit in anderen Ländern: [Quelle]
Dies hat jedoch für die Betrachtung in Deutschland keine Relevanz. Der Grund für die Übersterblichkeiten liegt zumindest vermutlich zum großen Teil an dem katastrophalen Gesundheitssystem der jeweiligen Länder. Hinzu kommen Übersterblichkeiten durch einen sehr harten Lockdown, und eine medizinische Fehlbehandlung, die über den Mangel der Betten hinaus geht. Die individuellen Gründe für jedes Land muss man einzeln recherchieren. Fakt ist jedoch: In Frankreich war das gleiche Virus wie in Deutschland.
So verzeichnet z.B. die Morgenpost für Italien eine Übersterblichkeit von 18%. Allerdings gibt diese auch für Deutschland eine Übersterblichkeit von 5% und für Schweden von 10%, obwohl diese unter Berücksichtigung der Demographie keine signifikante Übersterblichkeit haben.
Selbst für Südkorea wird eine Übersterblichkeit von 5% angegeben, obwohl dieser Inselstaat keine nennenswerten Todeszahlen mit Corona hatten. Die angegebenen Zahlen sind also mit großer Vorsicht zu interpretieren. 
Sicher gibt es in Ländern wie Spanien, Frankreich und Großbrittanien und Tschechien eine Übersterblichkeit, aber sie wird vermutlich nicht so hoch sein wie behauptet. Auffällig dagegen ist jedoch, dass gerade die Länder mit den härtesten Lockdowns die größte Übersterblichkeit haben.

Corona ist gefährlich - Lockdowns aber auch

Nichtsdestrotrotz ist Corona ein gefährliches Virus das weltweit für viele zusätzliche Tote verantwortlich ist. Nur wie viele Tote, verlorene Lebensjahre, und Lebensqualität werden durch die Lockdowns verursacht? Die UN-Welternährungsorganisation geht allein für 80-130 Millionen zusätzlich hungernden Menschen in Folge von Corona aus. Die Weltbank sogar von 150 Millionen Menschen, die in die extreme Armut getrieben werden [Quelle]
Aber man muss gar nicht in die Welt blicken um eine Größenordnung der Schäden durch den Lockdown abschätzen zu können. Allein der Zusammenhang von Wohlstand und Lebenserwartung in Deutschland ist erheblich: Ein Deutscher Bürger mit 50% über dem mittleren Einkommen hat mit einem etwa 3-4 Jahre längeren Leben zu rechnen als ein Bürger mit 60% des mittleren Einkommens [Quelle]. Wer also immer schimpft, dass ein Menschenleben nicht mit Geld aufzuwiegen ist, der ignoriert die Realität.
Ebenso gibt es einen erheblichen Zusammenhang von Bildung und Wohlstand. Die Kosten an Lebensjahren durch geschlossene Schulen durch den Lockdown übersteigt wahrscheinlich die kaum messbaren Erfolge der Lockdowns [Quelle] bei weitem!

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