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05.08.2012

Methoden der Problemlösung

Als Informatiker habe ich zwei verschiedene Methoden zur Lösung eines Problems kennengelernt. Diese stelle ich kurz Anhand eines Beispiels vor, und zeige welche Methode die derzeitige Bundesregierung verwendet.

Fallbeispiel:


Es gibt einen Damm, der für die Region von essentieller Bedeutung ist. Dieser Damm hat ein Leck. Das Leck stellt ein Problem dar, das gelöst werden muss. Es gibt u.a. folgende zwei Möglichkeiten das Problem zu lösen.
Lösungsvariante A:
Man stopft das Leck.
Lösungsvariante B:
Man analysiert, wieso das Leck entstanden ist. Es stellt sich heraus, dass der Damm strukturelle Mängel hat, und es ist in Zukunft mit weiteren Lecks zu rechnen. Die Lecks treten häufiger auf, je mehr Lecks gestopft worden sind. Ein Neubau des Damms ist sehr kostspielig. Auf lange Sicht jedoch rechnet sich der Neubau. Man baut den Damm neu.
Vor- und Nachteile der Lösungsvarianten:
Vorteil A: Kostet wenig und löst das Problem
Nachteil A: Langfristig evtl. teurer. (Unbekannt, da keine Analyse gemacht wurde)
Vorteil B: Einmalig sehr teuer
Nachteil B: Langfristig billiger

Man mag jetzt meinen, dass Lösungsvariante B viel besser ist als Lösungsvariante A. Das ist aber leider nicht ganz so einfach, da man keine Glaskugel hat. Es kann sein, dass der Damm noch ganz andere Probleme hat, die sich aber noch nicht gezeigt haben. Wählt man Lösungsvariante A, dann kann es sein dass das weitere Problem erst überhaupt identifiziert wird, und man nur zwei anstatt insgesamt drei Dämme bauen muss. Die Entscheidung welchen Weg man wählt, ist also nicht trivial. Allerdings sollte man sich bewusst machen, dass eine dauerhafte Wahl der Lösungsvariante A eher einem Glücksspiel entspricht als einem ingenieurhaften Lösen eines Problems. In der Softwaretechnik hat man aus diesem Grund viele Techniken, Methoden und Werkzeuge entwickelt dieser Problematik Herr zu werden.

Die Methoden der Politik


Ich beschreibe oft in persönlichen Gesprächen den Zustand unseres Staates als ein chaotisches Flickwerk von Patchlösungen. Man klebt ein Pflaster über das nächste, und wundert sich, dass immer neue Probleme auftauchen. Die Probleme konnte man zwar kurzfristig lösen, aber auf lange Sicht keimen die gleichen Probleme und Symptome immer wieder verstärkt auf, welche man mit größeren Pflastern flickt. Dies zeigt sich jetzt sehr deutlich bei der seit ca 4 Jahren andauernden Finanz- und Eurokrise. Ich möchte meine Behauptung kurz Anhand eines sehr leicht nachvollziehbaren Sachverhalts verdeutlichen:
Derzeit zahlt Deutschland für Schulden historisch niedrige Zinsen. Es ist mit ziemlich hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehn, dass die Zinsen stark steigen werden – insbesondere wenn man an der Schaltzentrale sitzt und einen direkten Einfluss auf diese Zinsen hat. Kurzfristige Staatsanleihen kosten naturgemäß deutlich weniger Zinsen als langfristige Staatsanleihen. Man hat hier also wieder zwei Lösungsmöglichkeiten: Entweder man verkauft nur kurzfristige Staatsanleihen und muss so für das laufende Jahr sehr niedrige Zinsen bezahlen, oder man verkauft langfristige Staatsanleihen und zahlt kurzfristig etwas mehr, aber sichert sich dafür langfristig die kleinen Zinsen, was langfristig natürlich günstiger ist. So verfährt jeder Häuslebauer, der nicht gerade ein Pokerspieler ist. Wolfgang Schäuble aber verkauft primär kurzfristige Staatsanleihen und verkündet dann mit Stolz geschwellter Brust wie gut er gewirtschaftet hat. Er nutzt die Krise um sich in einem positiven Licht darzustellen. Dieser Zusammenhang ist hier mit etwas mehr Detail erklärt: JennyGER: Hören Sie auf zu zocken Herr Schäuble!

Radikale Lösungsansätze


Leider ist das Wort „radikal“ in Deutschland sehr negativ besetzt. Man verbindet es meist mit „Links-„ und „Rechtsradikalismus“. Radikale Lösungsansätze aber sind letzten Endes nur Lösungen, die das Problem an der Wurzel packen, und somit das Problem lösen, anstatt es mit einem Vorhang zu verdecken. Die Deutschen haben aber leider eine ungeheure Angst vor Veränderungen, obschon sie merken dass alles in die falsche Richtung läuft. So kommt es, dass die Mehrheit der Deutschen mit der Arbeit der Regierung nicht zufrieden ist, aber von Frau Merkel begeistert ist. Volker Pispers bringt diese Schizophrenie mit seinem bekannten Humor auf den Punkt: Keine Experimente! Volker Pispers
Bei der derzeitigen Finanz- und Eurokrise hat hoffentlich auch der Letzte schon bemerkt, dass unser System ein prinzipielles Strukturproblem hat. Auch wenn die Ökonomen sehr unterschiedliche Meinungen haben, wie man die Krise lösen kann, so sind sie sich dennoch einig, dass der merkelsche Weg nicht der richtige ist. Es genügt eben nicht die akuten Probleme mit kurzfristigen Lösungen zu klären, sondern man braucht einen Plan, wie man das Problem löst das über eine Insolvenzverschleppung hinausgeht.
Auch wenn ich davon überzeugt davon bin, dass ich eine weitaus bessere Lösung für das Problem kenne, behaupte ich nicht von mir, dass meine Lösungsvariante alternativlos ist. Genau dies aber ist die Standardausrede für alle Pflaster der Löcher, die die Bundesregierung in den letzten Jahren durch das Parlament durchgedrückt hat. Ein Symptom dieser Fehlentwicklung ist das beschleunigte Auseinanderklaffen der Vermögen der Gesellschaft. Während die Reichen immer reicher werden, werden die Armen immer ärmer. Spiegel Online: Reiche sind reicher als vor der Finanzkrise
Dass die Reichen in der Finanzindustrie sitzen, hat sich ja mittlerweile rumgesprochen. Wieso also haben wir eine Finanzkrise, wenn denn die Leute, die in dieser Branche tätig sind, ihr Vermögen beschleunigt vermehren können? Anstatt sich von der einen Bankenrettung in die nächste Bankenrettung zu retten, müssen wir endlich radikalere Lösungsansätze umsetzen, indem wir das Problem an der Wurzel packen. Lösungsvorschläge dazu gibt es genug – man muss sie nur umsetzen. Es ist sicher nicht der richtige Weg, wenn man die führende Köpfe der Finanzindustrie frägt, wie man das Problem löst – Ein klassischer Interessenkonflikt.
Als Softwarearchitekt bin ich natürlich für eine Lösung nach dem Lösungsprinzip B. Aber auch das Lösungsprinzip A kann das Problem lösen, sofern man denn die richtigen Pflaster wählt, und zumindest eine grobe Analyse macht, warum denn das Problem überhaupt entstanden ist, und wie man mit einem Pflaster das Kernproblem lösen könnte, ohne das bisherige System über den Haufen zu werfen. Das merkelsche Prinzip verfolgt weder die eine noch die andere Variante, sondern versucht sich mit kurzfristigen Pflastern an der Oberfläche die Gunst der Wähler zu erschleichen. Ich muss neidlos Anerkennen, dass ihr das hervorragend funktioniert.

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